Papiersorten und Markenfarben der Köpfeserie der DDR

Dr. Heinrich Zempel

Die Dauerserie der DDR „Bildnisse von Persönlichkeit aus Politik, Kunst und Wissenschaft", in der Folge kurz Köpfeserie genannt, erschien nach und nach ab l I.Oktober 1948 und löste die bisherigen Aushilfsausgaben mit dem Überdruck „Sowjetische Besatzungs-Zone" ab. Den Druck führten nach Entwürfen von Ilgenfritz Giesecke & Devrient in Leipzig im Buchdruckverfahren aus, bald als Volkseigener Betrieb (VEB) in Deutsche Wertpapier-Druckerei umbenannt, auf Papier mit dem Wz. Kreuzblumen = Wz. 1. An Werten waren vorgesehen 2, 6, 8, 10, 12, 15, 16, 20, 24, 25, 30, 40, 50, 60, 80 und 84 Pf. In den ersten Monaten des Jahres 1950 liefen die zu 12 und 24 Pf aus. Sie wurden ersetzt durch gleiche mit dem Kopfbild von Wilhelm Pieck, die zusammen mit den weiteren zu 5 Pf, l, 2 und 5 DM eine neue, nebenherlaufende Dauerausgabe bildeten.

Ab Sommer 1952 wurde in den zum Markendruck benutzten Papieren das Wz. gewechselt, sowohl für die Sonderausgaben als auch die Wilhelm-Pieck-Marken und die verbliebenen Werte der Köpfeserie. An die Stelle des Wz. 1 trat das Wz. 2 mit den Buchstaben DDR und einem Posthorn in stetiger Folge in liegenden Zeilen; Diese untereinander um eine halbe Länge versetzt, dazu in vierfach verschiedener Stellung der Buchstaben und des Posthorns (leserichtig, seitenverkehrt seitenverkehrt kopfstehend und spiegelverkehrt kopfstehend). Um die Jahreswende 1952/53 übernahmen die „Graphischen Werkstätten" in Leipzig den Markendruck und druckten die Köpfeausgabe bis zu ihrem Auslaufen. Deren Gültigkeit wurde zunächst bis zum 31. Dezember 1953 festgesetzt, dann aber bis zum 28. Februar 1954 verlängert.

In der Gesamtausgabe sind also trotz gleicher Werte und Markenbilder, philalelistisch gesehen, wegen verschiedener Wz.-Papiere zwei verschiedene Ausgaben zu unterscheiden, die ältere mit dem Wz. 1, die jüngere mit dem Wz. 2.

Die Köpfeserie mit dem Wz. 1

Die folgenden Ausführungen sind als ein erster Versuch zu werten, einen Weg zu bahnen durch die Wildnis der Papiersorten und Markenfarben vor allem der Ausgabe mit dem Wz. 1. Deren Papier- und Farbverschiedenheiten in den einzelnen Werten sind bei üblicher Beleuchtung schon auffallend genug, sie werden verwirrend und zunächst anscheinend unübersehbar im Uv.-Licht. Beim Druck der Auflagen mit dem neuen Wz. hatten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse bereits so weit konsolidiert, auf dem Gebiet der Papier- und Markenherstellung wenigstens, daß die Ausgaben qualitativ besser und einheitlicher in den Papiersorten und Markenfarben waren, sodaß deren systematische Ordnung keinerlei Schwierigkeiten bereitet. [333/334]

Um so schlimmer ist es damit bei der ersten Gruppe bestellt. Sie ist auf ihre Weise eben auch ein Zeitdokument, ein Abbild der wirtschaftlichen Misere dieser Jahre infolge Krieg, Reparationen, Mangel an geschultem Personal und unzulänglichen, veralteten Maschinenparks. Mit dem Vorhandenen mußte man sich abfinden, so recht und schlecht das eben ging, überall, auch in den Papierfabriken und Druckereien. Ansprüche konnten nicht gestellt werden. Hier wie sonst im täglichen Leben wurde nicht nach dem Wie, der Qualität, gefragt, sondern unbesehen was auch immer genommen. Der abwertende Ausdruck Makulatur für Druckerzeugnisse, die in wirtschaftlich normalen Jahren durch Kontrollen ausgesondert werden, verliert in diesen seine Gültigkeit. Solchen Luxus konnte man sich nicht leisten. Dazu waren Material und Arbeit viel zu knapp, viel zu kostbar. Hier die Bauten-, dort die Köpfeausgabe, beide sind eben zeitbedingte Notausgaben mit allen daraus resultierenden Unzulänglichkeiten und historisch gesehen, erst verständlich. Mit graduellen Unterschieden demonstrieren beide, wie es hüben und drüben aussah und wie sich auch auf dem Gebiet der Markenherstellung die ökonomischen Verhältnisse nach und nach besserten, hier schneller, dort langsamer.

Doch gerade die vielen Unzulänglichkeiten im Papier, in den Farben, in der Druckausführung und in der Perforation machen die Köpfeserie gegenüber den uniformen Ausgaben wirtschaftlich und technisch hochentwickelter Jahre zu einem verlockenden, wenn auch widerspenstigen Objekt philatelistischer Betätigung, das mithin viel Zeit, noch mehr Geduld und ausreichend Material erfordert, bei dessen Durchsicht Mutlosigkeit befällt ob der verwirrenden Fülle von Papier- und Farbverschiedenheiten, wie die sich besonders im Quarzlicht zeigen, weil hier eben wie sonst auch immer der Teufel im Detail steckt.

Und so wurde in den Jahren nach der Außerkurssetzung der Serie bereits öfters versucht, das während der Gebrauchszeit an den vielen Schaltern einer großen mitteldeutschen Stadt und bei jeder sich bietenden Gelegenheit auch von anderen Orten laufend zusammengetragene, einen instruktiven Längsschnitt ergebende Material- gemäß dem Thema zu bearbeiten. Die Versuche scheiterten jedoch immer, mußten scheitern, weil die erstrebten Ziele zu hoch gesteckt worden waren, nämlich alle auch subtilere Qualitätsunterschiede des Papiers bei den einzelnen Werten zu erfassen. Die sind wohl im Uv.-Licht deutlich genug erkennbar, nur wurde keine Möglichkeit gesehen, sie auch mit unterschiedlichen Farbnamen different genug zu charakterisieren. Dazu reichen die gebräuchlichen nicht aus, ganz abgesehen davon, daß auch die nicht eindeutig fixiert sind, sondern immer einen größeren Variantenbereich umfassen und weiter das Farbempfinden recht subjektiv ausgebildet ist.

Zwar können bereits bei üblichem Licht bräunliche, graue, gelbe und weiße Papiersorten unterschieden werden. Doch das sind grobe Unterschiede und entsprechen oft nicht der tatsächlichen Papierqualität, da gerade in den ersten Druckjahren die Papieroberfläche oft genug durch Farbanflug beim Druck von verschmutzten Platten beeinträchtigt wurde und so die Unterscheidung verfälscht. Erst im Quarzlicht zeigt sich die Vielzahl der zum Druck verwendeten Papiere deutlich genug. [334/335]

Um freilich alle evident genug zu erkennen, vergleichend zu betrachten und zu unterscheiden, sind einige Voraussetzungen unerläßlich.

Erstens sollten die Marken tunlichst ungebraucht sein. Gewaschene unterliegen im Bade immer gewissen Veränderungen, sei's durch zugesetzte Waschmittel oder sei's auch nur durch verchlortes Wasser. Außerdem macht die in das Papier eingedrungene ölige Stempelfarbe es gelbfleckig bei rückseitiger Betrachtung im Uv.-Licht.

Zweitens ist es zweckentsprechend, für solche Untersuchungen Randmarken mit großen, freien Papierflächen zu benutzen, wobei den Idealfall natürlich Eckrandstücke bilden. Die Markenränder und unbedruckten Bildstellen lassen bestenfalls nur gröbere Unterschiede erkennen. Und bei einer Betrachtung von der Rückseite wirkt der Gummi als isolierende Zwischenschicht.

Drittens ist eine leuchtstarke Uv.-Lampe erforderlich. Schwachleuchtende Uv.-Funzeln, mehr philatelistische Spielereien als Analysenlampen, genügen nicht. Für vorliegende Untersuchungen wurde eine von einem Physiker im Eigenbau gefertigte benutzt mit einem Quarzbrenner aus einer Osrambirne mit einer Leistung von 120 W, gefiltert durch eine 160 X 80 mm große UG2-Scheibe von Schott und gesondert angebracht an einem genügend langen elastischen Arm, an dem die Lampe, über das Album geschwenkt, unbehindert gleichbleibende Arbeitsvoraussetzungen und Blättern ermöglicht.

Es ist auch nicht unerheblich, was für Papierunterlagen bei Quarzlichtuntersuchungen benutzt werden. Hier war es stärkeres, leicht graugelbliches, völlig reflektionsfreies Albumpapier, wie es eben vom Ka-Be-Verlag in der ersten Hälfte der 50er Jahre geliefert wurde. Auf anderen Unterlagen können die Farbeffekte etwas verändert ausfallen, also auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Papiersorten.

Unter solchen Voraussetzungen enthüllen sich anschaulich und drastisch genug die mit der Papierherstellung und -beschaffung verbundenen Kalamitäten. Es zeigt sich, daß besonders in den ersten Druckjahren keine Ansprüche an Qualität und Homogenität des Papiers gestellt werden konnten und wurden. Es mußte genommen werden, was die Papierfabriken infolge der schlechten Rohstofflage auf den überalterten Maschinen liefern konnten. Und das war selbst in den einzelnen Lieferungen scheckig genug, was sich in den Varianten innerhalb der einzelnen Sorten zeigt. Daß mehrere neben- oder auch durcheinander verdruckt wurden, läßt darauf schließen, daß mehr als eine Papierfabrik Zulieferer war. Solch Gebrauch mehrerer Papiersorten nebeneinander für gleiche Ausgaben läßt sich auch mit Sonderausgaben dieser Jahre belegen. So weist z. B. die Goetheausgabe drei verschiedene mit Varianten auf, die Frieden-Ausgabe nicht weniger, spätere weisen oft zwei abweichende auf, und wurde eine mal längere Zeit für mehrere Ausgaben benutzt (e), so ist die Sorte in sich uneinheitlich.

Zu dem Kunterbunt der Papiersorten innerhalb der einzelnen Werte und der weiten Streuung über die anderen trug auch eine eigenartige Druckweise der Auflagen bei. Große, in sich geschlossene Auflagen eines Einzelwertes auf einheitlichem Papier, wie sie in normalen [335/336] Zeiten üblich waren und sind, dürfte es nur wenige gegeben haben und wenn, dann wahrscheinlich nur in beschränktem Umfang. Aus gleichen Auftr.-Nrn. auf verschiedenen Werten und verschiedenem Papier, z. B. 2717 auf 8-, 20- und 30-Pf-Bögen, weiter vor allem aus andersfarbigen Seiten-, Oberrandleisten und Druckvermerken - andersfarbig, d. h. in einer anderen Wertfarbe, als sie die Bogenmarken aufweisen — kann geschlossen werden, daß in zahlreichen Fällen sich zwei Werte einen Maschinenbogen teilen mußten, und zwar in der ersten Hälfte der Druckzeit die rechte und die linke, in der zweiten die untere und die obere Hälfte. Für das Nebeneinander von zwei verschiedenen Werten können belegt werden 6—12 und umgekehrt 12—6, weiter 6—60, 20—40, 24—40, 24—50, 25—30 und wieder umgekehrt 30—25, dazu 30—84, wobei die erste Zahl den Markenwert der linken, die zweite den der rechten Bogenhälfte angibt. Die zweite Art solchen Zusammendrucks, kenntlich an andersfarbigen Oberrandleisten, ist belegbar mit 2—24, 6—16, 6—20, 6—40, 6—60, 16—2, 16—50. Hier bezeichnet die erste Zahl den Markenwert in der oberen Hälfte, die zweite den der unteren im Maschinenbogen. Es mag noch mehr solcher Zusammendrucke gegeben haben, die wegen zu knappen Oberrand-schnittes nur nicht erkennbar sind. Auffallend ist die häufige Kuppelung des 6-Pf-Wertes mit anderen. So wundert es nicht, daß er auf allen Papiersorten vertreten ist und überdies noch auf einer separaten. Mit ihm ließen sich eben bequem mehrere Portosätze zusammenstellen.

Solch eigenartiges Druckverfahren zeigt wohl überzeugend genug, daß in den Jahren nicht nur von der Hand in den Mund gelebt wurde, sondern auch gedruckt. Und das, um die vorhandenen, sicherlich nicht großen Papiervorräte für den laufenden Bedarf möglichst vieler Werte auszunutzen, was dann auch die weite Streuung der verschiedenen Papiersorten erklärt.

Die ersten sind hart, glasig, pergamentartig und recht transparent, allein schon wegen ihrer geringen Dicke von knapp 0,06 mm. Die steigt dann nach und nach auf gut 0,09 mm unter Zunahme der üblichen faserigen Papierstruktur.

Anzumerken ist noch, daß Papierwechsel sogar in Randdrucken vermerkt wurde. So steht auf Bögen von 10-Pf-Marken mit der Auftr.-Nr. 2768 und Druckdatum vom 21.9.51 „Neues Papier" und der gleiche Vermerk auf 15-Pf-Bögen mit Auftr.-Nr. 2783 und Druckdatum vom 15. 11.51. Leider sind bei dieser Ausgabe Druckvermerke, Auftrag-Nummern und dergleichen noch keine ständige Einrichtung, sondern mehr erfreuliche Kuriositäten.

Gleich den Papieren sind auch die Markenfarben beredte Zeugen ihrer Zeit. Besonders in den ersten Auflagen wirken sie wenig farbfrisch, eher matt und trübe. Eine der Ursachen wird bis zu einem gewissen Grade das schlechte Papier sein, die andere aber sind die Druckfarben selber, deren Herstellung sich ja unter gleich mißlichen Voraussetzungen vollzog wie die der Papiere. Die Druckereien mußten auch hier nehmen, was mehr schlecht als recht hergestellt werden konnte, ohne Rücksicht auf Qualität und Homogenität, die nun mal die Voraussetzungen für ein sauberes, frisches, leuchtendes und gleichbleibendes [336/337] Markenkolorit sind und das besonders, wenn es sich um Mischfarben handelt wie bei der Mehrzahl der Werte der Köpfeserie. Unter solchen Umständen versagen erprobte Mischungsverhältnisse, und die vorgesehenen Wertfarben werden beim Nachfüllen der Farbwerke, insbesondere bei Neuauflagen immer mehr oder weniger unterschiedlich ausfallen. Die Köpfeserie bestätigt, wie schlecht es um gleichbleibende Farblieferungen bestellt war. Bereits bei üblichem Licht zeigen viele Werte auffällige Farbabstufungen. Was sich aber im Uv.-Licht an oft recht krasser Farbvielfältigkeit bei einzelnen Werten offenbart, könnte den, der das erstmalig sieht, zweifeln lassen, ob das tatsächlich ein und dieselben Werte der Köpfeserie sind. Der Farbcocktail ist besonders bunt bei 10,- 15-, 16-, 30-, 40- und 60-Pf-Marken. Setzte man die vorhandenen Farbvarianten aller Werte in Einzelstücken fächerartig zusammen, so sähe man zugleich mit den Papierfarben einen schönen Regenbogen als Demonstration der damals vorhandenen Schwierigkeiten auf diesen Gebieten; man sähe weiter, wie in der Druckerei gemixt wurde, um den vorgesehenen Farbton zu treffen, was dann doch oft genug daneben gelang.

Besonders auffällige Beispiele für absonderliche Farbmischungen sind unter den 10-, 60- und 16-Pf-Marken zu finden. Bei gewöhnlichem Licht unterscheiden sie sich nicht von ihresgleichen. Da sehen sie recht harmlos aus und verraten nichts von den Farbkobolden, die in ihnen stecken. Die entzaubert erst das Uv.-Licht. In ihm fluoreszieren die 10- und die 60-Pf-Marken mit einer das ganze Markenbild überstrahlenden Intensität, so daß die Zeichnung nur noch unscharf hervortritt. Wer das erstmalig sieht, wird wahrscheinlich die Lichtquellen wechseln, um sich zu überzeugen, ob das tatsächlich die gemeinten Marken sind, nicht eine Verwechselung unterlaufen ist oder ein optisches Phänomen ihn narrt.

Solche 60-Pf-Marken fluoreszieren also auf dem im Quarzlicht bläulichen Papier der Erstauflagen in einem leuchtenden Gelb, die 10-Pf-Marken auf Papier von Folgeauflagen in einem grünlichgelben Ton, der Farbe von Leuchtzifferblättern vergleichbar. 16-Pf-Marken, auch auf Papier von Folgeauflagen hingegen fluoreszieren zwar nicht, leuchten dafür in einem unerwartet prächtigen und verblüffenden Grün auf, und das in zwei Varianten, knallgrün und satt smaragdgrün. Diese ausgefallenen Farbeffekte verdienten Beachtung wenigstens in Spezial-Katalogen, auch wenn sie nur im Uv.-Licht auszumachen sind, aber so ist die feuerrote 50-Pf-Marke, Mi.-Nr. 50 a, ja auch nur zu erkennen.

In den 10- und 60-Pf-Marken dürfte der Schalk wesentlicher Bestandteil einer gelben Farbsubstanz gewesen sein, die zur Mischung dieser Wertfarben benutzt wurde. Eine böse Absicht, Seltenheiten zu schaffen, kann der Druckerei nicht unterstellt werden. Sie hat eben genommen, was gerade greifbar war, um die erwünschte Farbgebung zu erreichen und wußte sicher nichts von dem dadurch hervorgerufenen Effekt. Im übrigen sind solche fluoreszierenden Markenfarben in den Jahren durchaus keine Besonderheit der genannten Werte allein. Ähnlich der Farbe des 60-Pf-Wertes leuchtet bereits in einer Teilauflage [337/338] der 1-DM-Taube der Deutschen Post, Mi.-Nr. 951, und später, der Farbe der 10-Pf-Marken ähnlich, der 12 + 4-Pf-Wert aus der Bachserie, Mi.-Nr. 256.

Wie bei den Papieren so ist es auch bei den Markenfarben ein schwieriges Problem, eindeutig differenzierende Farbbezeichnungen für den Variantenreichtum zu finden.

Um nach mehreren vergeblichen Anläufen, die widerspenstige Materie doch zu bewältigen und zu einem Resultat zu kommen, wurde nun ein neuer Weg beschritten. Es wurde davon abgesehen, subtilere Spielarten der Papiersorten einzeln zu erfassen, zu deren Rubrizierung das Alphabet kaum ausgereicht hätte, und die different zu benennen, ein unlösbares Problem geblieben wäre. Solche Mannigfaltigkeit kann wohl optisch wahrgenommen, aber nicht verbal definiert werden. Es wurden daher beim Papier Gruppen charakteristischer Sorten aufgestellt, in die sich die Abarten einordnen lassen. Ausschlaggebend für die Einordnung war das Aussehen im Uv.-Licht. Es darf freilich nicht verschwiegen werden, daß es auch bei manchen Sorten Übergänge von der einen zur anderen gibt und die Zuordnung subjektivem Ermessen anheimgestellt bleibt.

Die folgende Aufstellung der verschiedenen Papiersorten gibt deren farbliches Aussehen bei Tages- und im Quarzlicht an, jenes mit L, dieses mit Q abgekürzt bezeichnet.

Für die Unterscheidung der Papiersorten bei Tages- oder Lampenlicht erwies sich Plakatkarton mit Aufheller als am besten geeignete Unterlage, da auf dessen reinem Weiß die einzelnen Papiersorten nicht nur besonders kontrastreich hervortreten, sondern sich auch gegeneinander stärker differenzieren. Darauf ist weiter zu erkennen, daß Sorten, die sonst bereits als weiß angesprochen werden, es noch gar nicht sind. Für Untersuchungen im Uv.-Licht ist allerdings solch Karton wegen zu starker Reflexion völlig ungeeignet. Die Objekte werden unterschiedslos nur als stark graue Flächen gesehen. Die Angaben bei L beziehen sich also auf Plakatkarton mit Aufheller als Unterlage, für Q wie bereits oben angegeben.

Es ist zwar üblich, Papiersorten mit den letzten Buchstaben des Alphabets zu bezeichnen. Wenn hier von dieser Gepflogenheit abgewichen und mit dem ersten begonnen wird, so weil zunächst nicht abzusehen war, wie weit rückwärts es strapaziert werden müßte, außerdem der Beginn mit dem ersten übersichtlicher deuchte.

Die folgende alphabetische Aufstellung der Papiersorten versucht zugleich eine chronologische Abfolge im Gebrauch in den einzelnen Druckperioden zu geben, soweit sich das eben aus ihrem Neben-, wenn nicht gar Durcheinander rekonstruieren läßt. Anhaltspunkte dafür geben die Sonderausgaben dieser Jahre, obgleich bei deren Druck, wie bereits erwähnt, auch in größerem oder kleinerem Umfang meistenteils mehrere Papiersorten benutzt wurden, aber eine gewisse Bevorzugung der derzeitig besseren Sorten offensichtlich wird, weil es sich eben um Sonderausgaben handelte, die auch äußerlich wirkungsvoll sein sollten. Immerhin kann dadurch, daß in aufeinander folgenden Sonderausgaben die eine Papierart nicht mehr auftritt und eine andere [338/339] erscheint, auf deren zeitliche Aufeinanderfolge geschlossen werden. Weitere Anhaltspunkte geben vereinzelt gefundene Druckdaten und Auftrags-Nummern und nicht zuletzt die sich bessernde Papierqualität.

a

L

bräunlich bis grau,



Q

bläulich (violettblau).




Dies Papier der Erstauflage außer für 50-, 80- und 84-Pf-Marken ist im Quarzlicht besonders leicht zu erkennen an dem auffallend bläulichen Schimmer. Der verschwindet allerdings allmählich, wenn es gar zu häufig und zu lange dem Quarzlicht ausgesetzt wird. Vorher wurde dies Papier zum Druck der Berliner Bärenmarken ohne und mit Aufdruck auf dem sogenannten rahmfarbenen und graurosa Papier benutzt, weiter für die Leipziger F.-Messe 1947, Mi.-Nr. 941/42, beide Drucke, und für die Leipz. H.-Messe 1948, Mi.-Nr. 198/99. Nebenbei, nur auf diesem Papier wurde die borkige Gummierung beobachtet. 50-, 80- und 84-Pf-Marken kann es damit also nicht geben.

941-942, 1-7, 198-199 Teilaufl., 200-206, 212-223, 226

b

L

grau, mehr und weniger kräftig,



Q

grau bis gelbgrau in verschiedenen Abstufungen.




In den Sonderausgaben wurde diese Papiersorte hier nur auf 84 + 36 Pf der Goethe-Ausgabe beobachtet. Auf den anderen Werten c und d in Varianten.

212-227, 238 Teilaufl.

c

L

gelblich hellgrau



Q

leicht graugelblich




Außer der Goethe-Ausgabe ist diese Sorte neben der folgenden d in der zur Leipz. F.-Messe 1948 vertreten.

212-213, 215-220, 222-223, 234-238 Teilaufl.,

d

L

weißgrau, leicht gelblich



Q

weißlich grau, etwas gelblich.




Dieses Papier weisen in Varianten die Sonderausgaben vom Tag der Briefmarke 1948 bis zur Goethe-Ausgabe auf.

198-199 Teilaufl., 212-216, 218-220, 222, 224-227, 228, 229, 230-231*1, 232, 233, 234-238 Teilaufl.,

e

L

schmutzig weiß,



Q

rosa bis rosagelb in verschiedener Sättigung.




Diese Papiersorte wurde vom Goethe-Block 1948 bis zur ersten Ausgabe zum Friedenstag benutzt, wohl weil sie neben d zu den damals besseren gehörte.

212-216, 218, 220, 223-227, 239, 240-241, 242, 243-244, 245, 246-247, 248-249, 250, 256-259, 260, 261-270, 271-272, 273-274, 275, 276-279I.Aufl.

f

L

trüb weiß (silberweiß)



Q

kräftig gelb.




In Sonderausgaben nicht beobachtet worden.

212-214, 217-219, 222-224, 226

g

L

graugelblich



Q

graugelblich




In Sonderausgaben nicht beobachtet worden.

212-215, 217, 219, 222-225

h

L

leicht gelblich



Q

gelblichgraues Weiß.




Sorte h ist unter den 12-Pf-Marken der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft anzutreffen.

212-215, 217-219, 221-222, 225-227, 296Teilaufl.

i

L

eierschalenfarbig



Q

stärker angegelbtes Weiß.




Die Sorte i ist neben der folgenden k in der zweiten und dritten Auflage zum Friedenstag bis Gottwald vertreten.

212-215, 217-218, 222-227, 276-279 II..Aufl. 280-281 Teilaufl., 282-283 Teilaufl., 284-285 Teilaufl., 286-288 Teilaufl., 293 Teilaufl., 294 Teilaufl., 295 Teilaufl., 296-297 Teilaufl., 298-299 Teilaufl., 300-301 I.Aufl., 302

k

L

fast weiß



Q

leicht gelbliches Weiß, etwas angegraut.




in der zweiten und dritten Auflage zum Friedenstag bis Gottwald

213-215, 217-219, 221, 223-227, 276-279 III.Aufl., 280-281 Teilaufl., 282-283 Teilaufl., 284-285 Teilaufl., 286-288 Teilaufl., 293 Teilaufl., 294 Teilaufl., 295 Teilaufl., 296-297 Teilaufl., 298-299 Teilaufl., 300-301 I.Aufl., 302

l

L

zart cremefarbig



Q

leicht cremefarben.




Auf diesem Papier wurde die zweite Auflage der Beethoven-Ausgabe gedruckt.

213, 215, 300-301 II.Aufl.

m

L

cremefarbig,



Q

ausgeprägt cremefarbig.




Es handelt sich um ein für einen unbekannten Zweck nachträglich getöntes Papier, was auf genügend breiten Seitenrändern an 2—3 mm breiten Streifen ungetönt gebliebenen Papiers ersichtlich ist. Bei der Köpfeserie wurde es nur auf 6-Pf-Bögen bemerkt, auf Sondermarken neben der Sorte k auch auf dem 12-Pf-Wert von Oberhof II mit gleichen ungetönt gebliebenen Streifen am Seitenrand, dazu auf 24 +6-Pf-Marken des Nationalen Aufbauprogramms. Getöntes Papier, allerdings in anderen Farben, wurde bekanntlich bereits für die III. Weltfestspiele der Jugend benutzt.

213, 298 II. Aufl., 304

--

--

Getöntes Papier, allerdings in anderen Farben, wurde bekanntlich bereits für die III. Weltfestspiele der Jugend benutzt.

keine Köpfe, 289-292

??



303, 305-306, 307, 311-314





[339] Die Verteilung der verschiedenen Papiersorlen auf die einzelnen Werte der Köpfeserie bringt die folgende Tabelle.



a

b

c

d

e

f

g

h

i

k

l

m

2

Pf

X

X

X

X

X

X

X

X

X




6

Pf

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

8

Pf

X

X


X

X

X

X

X

X

X



10

Pf

X

X

X

X

X


X

X

X

X

X


12

Pf

X

X

X

X

X








15

Pf

X

X

X



X

X

X

X

X



16

Pf

X

X

X

X

X

X


X

X

X



20

Pf

X

X

X

X


X

X

X


X



24

Pf

X

X

X

X

X








25

Pf

X

X






X


X



30

Pf

X

X

X

X


X

X

X

X




40

Pf

X

X

X


X

X

X


X

X



50

Pf


X


X

X

X

X


X

X



60

Pf

X

X


X

X


X

X

X

X



80

Pf












84

Pf


X


X

X



X

X

X





Die folgende Übersicht gibt Auskunft über die verschiedenen Markenfarben der einzelnen Werte und ihre Verteilung auf die Papiersorten. Für ihre Bestimmung wurde das „Taschenlexikon der Farben" von A. Kornerup und J. H. Wanscher herangezogen. In ihm findet sich auch [340/341] nur eine begrenzte Anzahl von Farbnamen, deren Variantenbereiche oft recht groß sind. Und so können hier auch nur gröbere Farbunterschiede bezeichnet werden.

2 Pf

L

a—i außer h = grau bis dkl.-grau (schiefer), h, i = schwarzgrau,


Q

ebenso, h, i in einer Teilauflage wurden mit einer fetthaltigen Farbe gedruckt, die die Bildstellen rückseitig gelbfleckig macht, vorderseitig aber sind die Bild- und Schriftränder infolge der Diffusion des Fettes in das Papier goldrandig geworden.

6 Pf

L

a—d = trüb tiefviolett in verschiedener Intensität. Fehlfarbe auf a = hellviolett (flieder), e—l = helleres und dunkleres Blauviolett, m = etwas matteres Blauviolett.


Q

a—d = schwarzblau, d auch dunkelblau, Fehlfarbe auf a = graulila, e = tief blauviolett, f—l = dkl. blauviolett, m = grauviolett.

8 Pf

L

a—f = matt rotbraun, g, h, k = kräftig rotbraun, i = orangebraun.


Q

a, b, h, k = stark dunkelbraun, h auch dunkel rotbraun, e, f = dunkelbraun, i, k auch rotbraun.

10 Pf

L

L a, b, d = leicht graues Kupfergrün, c, e, g = blaugrün, dunkler und heller, h = tief blaugrün, i, k = graugrün, k auch tiefgrün wie 1.


Q

a = schwarzgrün, b = graugrün, c = schwarzgrün, d — fluoreszierendes gelbliches Grün, e = tiefgrün, g auch e = graugrün, h—l = grün- und tiefgrün.

12 Pf

L

a—e = blau in Nuancen.


Q

a—d = schwarzblau, e = dunkelblau.

15 Pf

L

a, b = dunkelbraun, c = gelblich hellbraun, f, g, h, i = reh-braun in Nuancen, g auch mit fetthaltiger Farbe gedruckt wie 2 Pf h und i, aber weniger ausgeprägt, h auch lehmfarbig, k = kakaobraun.


Q

a, b = schwärzlichbraun, c = braun, f, g = dunkelbraun, h, i = tief dunkelbraun, k = graubraun.

16 Pf

L

a, b, c, d = türkis, e, f = tieftürkis, h, i, k = grünblau.


Q

a, b — dunkel graublau, c, d = knallgrün und smaragdgrün, c auch graublau, e, f = schwarzblau, h, k = tief graugrün, h, c, k = dunkel graugrün.

20 Pf

L

a, b, c, d = lilarotbraun, f, g — tief lilarotbraun, h, k = braunkarmin.


Q

a—g = dunkel rotbraun, h, k = dunkelbraun.

24 Pf

L

a—d = stumpf karminrot, e = karminrot.


Q

a—d = dunkel braunrot, e — dunkelrot.

25 Pf

L

a, b = olivgrün, heller und dunkler, h, k = tief olivgrün.


Q

a, b = dunkeloliv, h, k = tief grauoliv.

30 Pf

L

a—d = zinnoberrot, f, g, h, i = braunrot und krebsrot.


Q

a—d = leuchtend zinnoberrot, f, g, i = dunkelrot, g auch rotbraun, h = bräunlichrot.

40 Pf

L

a—c = tief magenta in Nuancen, e = magenta, f, g, i = = purpurviolett, i, k = tief purpurviolett.


Q

a = purpurrot, b = dunkelpurpur und purpur, c - purpurrot, e = purpur, f = hellpurpur, g, i — dunkelpurpur, i, k = tief purpur.

50 Pf

L

b, d, e, f, g = dunkelblau, i, k = blau.


Q

b, e, f, g = schwarzblau, d, i, k = blau.

60 Pf

L

a, b, d, e, g = graugrün, h, i =dunkelgraugrün, k = klar graugrün.


Q

a = gelblich grünoliv, schwarzoliv, leuchtend gelb fluoreszierend, b = leuchtend gelb fluoreszierend, grau oliv, d = grauoliv, e, g = graugelboliv in Nuancen, h, i, k = dunkeloliv.

80 Pf

L

b, d, e, f = schwarzblau in Nuancen, h = schwarzblau und tiefblau, i, k = blauschwarz.


Q

b—k = schwarzblau in Nuancen.

84 Pf

L

b, d = rotbraun, d, e, h, i, k = tief rotbraun.


Q

b, d, e = dunkelbraun in Nuancen, h, i = rotbraun, k — tief rotbraun.

[341/342]

Die Köpfeserie mit dem Wz. 2

Wie eingangs bereits erwähnt, wurde im Sommer 1952 das Wz. gewechselt. Die Sonderausgabe „Berühmte deutsche Musiker" vom 5. Juli erschien als erste mit Wz. 2. Allerdings griff man bei der nächsten „Große Persönlichkeiten der Vergangenheit" vom 11.August wieder auf Papier mit dem alten Wz. zurück. Um diese Zeit ist auch der Beginn des Druckes der Köpfeausgabe mit Wz. 2 anzusetzen und das eigenartigerweise auf zwei verschiedenen Papieren zugleich, einem gewöhnlichen wie bisher, das in der Qualität mit der Sorte l vergleichbar ist, abgesehen von den verschiedenen Wz., und einem gestrichenen, das deshalb noch weißer ist. Beide Papiere lassen sich gut unterscheiden, wenn nicht anders durch bestreichen mit dem Silberstift. Ein silberner Teelöffel leistet übrigens gleiche Dienste. Das Parade-Unterscheidungsstück beider Papiere ist eine auf Unterrandreihe 5 der Bögen mit gestrichenem angebrachte markenfarbige Kreisfläche von 2—4 mm Durchmesser, auf 6-Pf-Schalterbögen ausnahmsweise auf Reihe 6. Von den 20- und 80-Pf-Marken gibt es auch je einen Schalterbogen ohne die farbige Kreisfläche, wahrscheinlich infolge zu tiefer Justierung. Diese auffallende Bogenkennzeichnung diente der Druckerei zur Verrechnung beider Papiere und für deren gesonderte [342/343] Verpackung in die Markentaschen, die immer einheitlich nur eine der beiden Sorten enthielten. In der Druckerei müßten sie also aufeinanderfolgend bedruckt worden sein.

Für ein paar Werte liegen Druckdaten auf Bogenrändern vor, so der 29. 7. 52 für 40-Pf-Marken auf gewöhnlichem Papier, für 60 Pf auf gestrichenem der 17. und 18. 12. 52 und für 84 Pf auch auf gestrichenem der 1., 19., 20., 21. und 23. 12.52. Dieser Wert dürfte überhaupt der letzte von der Deutschen Wertpapier-Druckerei angefertigte sein.

Wegen der sich über mehrere Monate erstreckenden Druck- und Ausgabezeit der verschiedenen Werte je nach Verbrauchsbedarf erforderte es schon einige Aufmerksamkeit, aller habhaft zu werden. An den Schaltern gerieten die beiden Papierarien nicht nur durcheinander, sondern hier gab es diese, dort jene, manche auch gar nicht, so daß sie woanders besorgt werden mußten. Und die Werte mit dem Wz. 1 wurden ja auch noch verbraucht. Immerhin waren wenigstens die Marken auf gestrichenem Papier sofort an dem farbigen Bogenmerkmal kenntlich.

Die Papiermengen an gewöhnlichem Papier, die für die einzelnen Werte verbraucht wurden, scheinen unterschiedlich groß gewesen zu sein. 50 und 84 Pf liegen darauf überhaupt nicht vor, 6 und 30 Pf waren recht selten. Der 50-Pf-Wert ist von der Deutschen Wertpapier-Druckerei auch auf gestrichenem Papier nicht gedruckt worden, ebenso nicht der zu 25 Pf.

Um die Jahreswende 1952/53 übernahmen also die Graphischen Werkstätten den Markendruck und das auf gestrichenem Papier, allerdings sind beim Druck der 8-Pf-Marken wohl Bögen mit gewöhnlichem Papier dazwischen geraten, wenigstens liegen 8-Pf-Marken vor mit den typischen Seitenrand-Merkmalen der Graphischen Werkstätten, dicken Randleisten nämlich. Solche sind auf den von der Deutschen Wertpapier-Druckerei gefertigten Bögen nicht anzutreffen, ausgenommen ein Schalterbogen mit 6-Pf-Marken, der links oben eine kurze Leiste aufweist. Die Bögen von den Graphischen Werkstätten aber weisen immer einfache oder doppelte Randleisten auf, nur auf den zu 60 Pf sind sie noch nicht beobachtet worden. Außerdem tragen alle unten links das Firmensignet als Druckvermerk, hier die Erstauflagen in Grotesk-Versalien, zweite, sofern die für einige Werte erforderlich waren, in Antiqua, so daß beide immer unterschieden werden können. Die Deutsche Wertpapier-Druckerei hat auf ihren Drucken nur auf einer Zweitauflage der 40-Pf-Marken auf gestrichenem Papier ausnahmsweise solchen Druckvermerk angebracht.

Das andere Unterscheidungsmerkmal der Drucke auf gestrichenem Papier der beiden Druckereien liefert das Papier selbst, freilich einwandfrei unterscheidbar auch nur an Randstücken. Das von den Graphischen Werkstätten benutzte ist schneeweiß gegenüber etwas gebrochenem Weiß von der anderen Druckerei. Auch im Uv.-Licht machen sich die Unterschiede deutlich bemerkbar. Das von den Graphischen Werkstätten ist außerdem glänzender, wohl infolge stärkerer Satinierung, was sich bei schräger Aufsicht gegen Licht zeigt. Ihm gegenüber wirken Randstücke von der Deutschen Wertpapier-Druckerei matt gleich angefeuchteter Schreibkreide.

[343/344] Aus der unten folgenden Übersicht seien zu gesonderter Betrachtung herausgenommen die blauen 80-Pf-Marken mit dem Lacküberzug. Da darüber bereits im „Deutschland-Sammler", 1959, Heft 3, berichtet wurde, genügen hier kürzere Ausführungen.

Der erste, von den Graphischen Werkstätten gedruckte Wert war der zu 50 Pf, da er ja von der Deutschen Wertpapier-Druckerei auf keinem der beiden Papiere aufgelegt worden war, der zweite, die blauen 80-Pf-Marken, bei denen sich herausstellte, daß die Farbe verwischbar war. Um dem Übelstand abzuhelfen, versah die Druckerei die Bögen nachträglich mit einem Lacküberzug, um die Auflage zu retten; wohlgemerkt, mit einem nachträglich aufgebrachten und keinem ursprünglichen Lackpapier, wie öfters zu hören und lesen ist. Auf Randstücken ist zu sehen, daß die Schicht ca. 5 mm in den Seitenrand greift, darüber hinaus aber das ursprüngliche Papier mit den Randleisten in violettblauer, metallisch glänzender Farbe zu sehen ist. Gegen diese Rettungsmaßnahme der Druckerei wurden zunächst höheren Ortes keine Einwände erhoben, und so wurde diese Ausgabe zu Beginn des Monats März 1953 je nach Verbrauchsbedarf in den Verkehr geschleust. Sie kam allerdings nur noch in wenigen Bezirken bis an die Schalter; denn am 21. März wurde sie im Laufe des Nachmittags plötzlich aus dem Verkauf gezogen, mit ihr überhaupt alle noch vorhandenen blauen 80-Pf-Marken und alle ab 16. April 1953 für ungültig erklärt, wohl weil möglicher Postbetrug mit den Lackmarken vermutet wurde. Es hatte sich herausgestellt, daß der Stempel auf ihnen nicht nur schlecht zu sehen ist, sondern auch schlecht haftete, so daß er von der Lackschicht leicht entfernt und die Marke nochmals benutzt weiden könnte. Niemand wird es der Post verübeln, wenn sie möglichem Betrug vorbeugt. Um so mehr aber verübelten ihr die Sammler dies unerwartete Vorgehen; denn selbst in den wenigen Ausgabeorten dieser Marke war sie nur einer Minorität bekannt geworden, weil sie am Schalter bei flüchtigem Hinsehen nicht besonders auffiel, die Sammler meistens auch recht uninteressiert an laufenden Dauerserien sind und die Verkaufszeit je nach den Orten und ihren Schaltern von ca. 14 Tagen bis herab zu nur wenigen Stunden reichte. Um so größer war das Geschrei nach der Zurückziehung, das bis zum Postministerium drang. Um den Sammlern entgegenzukommen, ordnete es ein paar Wochen nach der Außerkurssetzung an, daß 2 Stück an die Sammler abgegeben wurden, weitere 3 Stück über den Kulturbund, ein zwar freundliches, leider aber auch bedauerliches Entgegenkommen; denn es gab freischaffenden Künstlern Gelegenheit zu lukrativer Betätigung durch Nachstempelungen vom Briefstück über den Paketkartenabschnitt bis zum Eil- und E-Brief, ausgeführt je nach „filoutelistischen" Kenntnissen. Solch auf echt frisiertes Zeug wird in letzter Zeit wieder häufiger vorgelegt, in der Annahme, nach so vielen Jahren würden harmlose Sammler es schon als tatsächlich echt gelaufen ansehen und einen entsprechenden Liebhaberpreis für getarnte Schwarzarbeit bewilligen.

Nebenbei, warum gebrauchte lose Marken teurer angeboten werden als ungebrauchte, bleibt Geheimnis der Betreffenden. Es sind doch zu 99 % Nachstempelungen, auf denen ein richtiges Datum gar nichts besagt, [344/345] und das eine 1%, das aus echtem Gebrauch stammen könnte, kann das nicht nachweisen. Das können nur groß genug geschnittene Paketkartenabschnitte und tatsächlich postalisch beförderte Eil- und E-Briefe mit entsprechenden Echtheitsmerkmalen. Nachgestempelte Infla-Marken werden doch auch nicht höher bewertet als ungebrauchte, eher niedriger.

Die glänzende Lackschicht, unter der die ursprünglich metallisch violettblaue Farbe der Marken, wie sie die lackierten Randleisten noch aufweisen, schwarzblau erscheint, ist verschieden stark aufgetragen zu beobachten, normal und in den beiden Extremen recht dick, wodurch das Markenbild auch im Uv.-Licht gelblich aussieht, und hauchdünn, irrtümlich auch als abgeblätterter Lack angesprochen, so daß sie schlecht auszumachen ist und selbst Uv.-Licht darauf nicht anspricht. Auf Bogenrändern ist zu sehen, daß solche Bögen tatsächlich auch mit einer Lackschicht versehen wurden. Selten ist eine leicht bläuliche Lackschicht, wohl Erprobungen entstammend. Mangels echter Masse in der ersten Zeit schritten clevere Zeitgenossen auch zur Selbsthilfe und lackierten blaue 80-Pf-Marken nach Gutdünken mit gerade vorhandenen Mitteln vom Dextrin bis zum Zaponlack. Einem on dit zufolge soll man mit solchem selbstgebastelten Zeug gern Amerika beglückt haben, ein Gerücht zwar, aber ein recht glaubhaftes.

Ab 16. April 1953 also waren alle blauen 80-Pf-Marken ungültig. An zuständiger Stelle hatte man sich bei der Wahl des Datums allein von postalischen Erwägungen leiten lassen, dabei aber versäumt, auch einen Blick in den ideologischen Kalender zu werfen. Darin hätte man gesehen, daß der 16. April der Geburtstag des auf der Marke dargestellten Ernst Thälmann war. Aber so, welch brüskierendes Geburtstagsgeschenk, welch Affront wider die Partei und ihr Idol! Als das nach einiger Zeit von hochprozentiger Seite bemerkt wurde, drohte Ahndung solchen Sündenfalls. Daß keine böse Absicht vorlag, wie sollte das gegenüber üblichem Mißtrauen glaubhaft gemacht werden! Der Verdacht blieb bestehen. Solche ideologischen Böcke dürfen eben nicht geschossen werden, weder innerhalb noch außerhalb der Partei. Der Katechismus und die befohlenen Gedenktage müssen bei jedem eben felsenfest sitzen. Aber wie den Kopf aus der drohenden Schlinge ziehen? Bis zu dem ominösen Tage waren nur noch wenige. Doch auch Not macht erfinderisch und der rettende Ausweg noch rechtzeitig gesehen, die Strippe nach Leipzig zur Druckerei strapaziert und dort in das laufende Programm von heut auf morgen eine neue Thälman-Ausgabe eingeschleust, zwar von den vorhandenen alten Platten, nun aber im Rot der Partei. Die Druckerei arbeitete so flott, daß am 16. April in Leipzig wenigstens noch Bögen an die Schalter kamen und so die Not zur Tugend umgemünzt werden konnte, zu einer ehrenden Geburtstagsausgabe eben. Manche Ehrungen haben auch ihre Schicksale und die Geehrten wissen oft nicht, welchen Kalamitäten sie die zu verdanken haben.

Bei Licht besehen sind also die roten Thälmann-Marken zu 80 Pf auch eine Art von Notausgabe, hier allerdings aus persönlicher Not. Sie wären sonst wahrscheinlich nicht mehr erschienen; denn die neue [345/346] Schalterserie, die 5-Jahrplan-Ausgabe, war längst in Arbeit, da Färb- und Druckproben von der Offsetausgabe bereits mit Datum vom 14. 1.53 vorliegen. Die kurze Zeit bis zu deren Erscheinen am 10. August 1953 hätte sich mit zwei 40-Pf-Marken oder anderen Zusammenstellungen überbrücken lassen.

In dem von den Graphischen Werkstätten benutzten gestrichenen Papier ist das Wz. oft recht schlecht eingeprägt, insbesondere auch bei den roten 80-Pf-Marken, was benutzt wird, um mit Marken aus besonders undeutlichen Bogenteilen als solchen ohne Wz. hausieren zu gehen. Man findet es schon in Teilen oder wenigstens Spuren davon, falls man sich beim Suchen Mühe gibt.

In ihren drei Gruppen sind die Papiere dieser Köpfeausgabe mit Wz. 2 recht einheitlich ebenso die Farben, dazu klarer und leuchtender, der Druck sauber. Es genügt also, in der folgenden Übersicht die Farben nur für L anzugeben. 80 Pf Lack bleibt ausgespart, weil darüber bereits berichtet wurde.



DeutscheWertp.-Druckerei


Graph. Werkst.



gew. Pap.

gestr. Pap.

gestr. Pap.

2 Pf


dunkelgrau

kräftig dkl.grau*)

schwarzgrau

6 Pf


tief blauviolett

blauviolett*)

tief blauviolett


2. Aufl.

-

-

tief blauviolett

8 Pf


rot- u. dkl. braun

rotbraun*)

kräftiger rotbraun


2. Aufl.

-

-

kräftiger rotbraun

10 Pf


dunkelgrün*)

grün*)

tiefgrün


2. Aufl.

-

-

grün

15 Pf


graubraun

dunkelbraun

schwarzbraun


2. Aufl.

-

-

schwarzbraun

16 Pf


grünlichblau

grünlichblau*)

blaugrün


2. Aufl.

-

-

kräftiger blaugrün

20 Pf


braunkarmin

hell br.karmin*)

hell braunkarmin


2. Aufl.

-

-

braunkarmin

25 Pf


olivgrün

-

olivgrün

30 Pf


dunkelzinnober

zinnober*)

leucht. zinnober

40 Pf


purpurviolett

tief purpurviol.*)

leucht. purpurviol.


2. Aufl.

-

tief purpurviol. (m. Druckvermerk)

leucht. purpurviol.

50 Pf


-

-

blau

60 Pf


graugrün

graugrün*)

kräftiger graugrün

80 Pf blau


schwarzblau

tief dkl.blau

(80 Pf Lack)

80 Pf rot


-

tief rotbraun

scharlachrot


2. Aufl.

-


karminrot

84 Pf


-


rotbraun

*) auch mit Wz. Y

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