[news 01/2012]



28.01.2012 An einem Beispiel möchte ich erläutern, warum es aus meiner Sicht notwendig ist, von der Linie der BPPs abzuweichen und eine genauere Katalogisierung durchzuführen. Ich werde alle Namen nennen, aber alle Sachverhalte völlig wertungsfrei darstellen.

Beispiel 6 Pf.

Die verschiedenen unterscheidbaren Farben geordnet nach Forschungsfarben sind im Handbuch dargestellt und beschrieben. Diese Ordnung hatte auch Joachim Bernhöft bei seinen Messungen im Jahre 2000 aufgestellt und auf den Karten von Jörg Schönherr gesteckt. Nur mit abweichenden Namen. FF7 war damals noch nicht entdeckt und wurde nachträglich dazugesteckt mit einem Vermerk wie "bb" oder so.

Im Jahre 2002 fanden mehrere Treffen der BPP-Prüfer statt, bei denen ein Streitpunkt immer wieder die 6-Pf-Marke und die Abgrenzung der neu zu schaffenden b-Farbe war. So weit ich es verstanden habe, streiten sich zwei Prüfer seither, ob die eine Farbe (FF7) immer schon bei der b-Farbe steckte oder nicht. Fakt ist, dass es nach Beginn der Prüfungen zu uneinheitlichen Ergebnissen kam, weil zwei Prüfer FF7 als b prüften und einer nur die unter UV rosafarbene Variante von FF3 auf dem hellen Papier.

Ich kam erstmals 2005 mit der Fachgruppe Köpfe/Pieck in Kontakt, es war in Leipzig. Dort wurde diskutiert, ob nicht alle Probleme gelöst werden könnten, wenn man die eine Variante ba nennt und die andere bb.

Es folgte aber keine Umbenennung, sondern die Aussetzung der Prüfung mit dem Auftrag zur Neubearbeitung der Serie durch die Prüfer.

Daraufhin trat Jörg Schönherr als Fachgruppenleiter zurück und Gerhard Horn und ich übernahmen die Leitung. Ich organisierte mit Siegfried Paul zusammen die Überarbeitung, es wurden Günter Theile (der Autor des entsprechenden Kapitels im DDR-Universal-Katalog), Dr. Bernd Knackfuß (Chemiker), Wolfram Podien (Computer-Spezialist) und Peter Schultz (erfahrener Sammler) hinzugezogen. Diese Gruppe nannte sich Farbgruppe und agierte, wie Siegfried Paul immer wieder betonte, im Auftrag von BPP-Präsident Dr. Penning.

Wir ließen uns im Mai 2008 von Joachim Bernhöft die Verfahrensweise erklären, die er 2000-2001 angewandt hatte und die beim BPP üblich und anerkannt ist. Diese Zusammenkunft fand in Anwesenheit von Siegfried Paul in dessen Wohnung statt. Es wurde vereinbart, wie die Marken nach dem Kurvenverlauf zu vermessen sind und dass man Marken mit identischem Kurvenverlauf einer Forschungsfarbe zuordnet. Anhand der entsprechend gesteckten Marken sollte zum Schluss gemeinsam mit den Prüfern eine Katalogisierung entwickelt werden. Podien besaß schon Messgeräte und schrieb ein Programm zur Farbauswertung, ich besorgte mir über ebay einige gebrauchts, die seitdem ihren Dienst bei mir verrichten.

Ziel der meisten Beteiligten war ein möglichst breiter Konsens und eine möglichst sichere Abgrenzung der abzusteckenden Varianten.

Im Jaunar 2009 war die Vermessung und Sortierung der Marken fertig, ich erstellte zu jeder Wertstufe ein Protokoll und schickte die aufgesteckten, nach Forschungsfarben und Papierarten geordneten Marken nacheinander an alle Mitglieder der Farbgruppe, damit jeder zu Hause und in Ruhe die Ergenbisse beurteilen und mit seinen eigenen Beständen vergleichen konnte. Jeder Teilnehmer sollte Stellung zu 3 Fragen beziehen und mir schicken. Am Ende wurden die Ergebnisse allen zugesandt und zur Beschlussfassung trafen wir uns letztmalig in Berlin bei Siegfried Paul.

Die Fragen lauteten: A. Sind die Erklärungen verständlich und plausibel? B. Sind die gesteckten und beschriebenen Unterschiede visuell erkennbar? C. Beurteilung des Kapitels Mögliche zukünftige Katalogisierung. Ihre Meinung bitte. D. Änderungsvorschläge

Hier ungekürzt die Wertstufe 6 Pf mit den Kommentaren

Vorlage Bu Papierarten: Nach Zempel ist die Wertstufe 6 Pfg. die einzige, die auf allen von ihm bestimmten Papierarten gedruckt wurde. Papier m wurde noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen, es wären dazu Randstücke notwendig, an denen man den farbigen Tönungsaufdruck und eine Zone nicht überdruckten Papiers erkennen könnte, ähnlich wie bei MiNr. 298, 299 und 304. Da nur FF1 auf p3 gedruckt wurde, müsste Papier m in dieser Farbe zu finden sein.

Visuelle Prüfung: Aus den Punktdiagrammen wurde deutlich, dass sich FF1 und FF2 visuell sauber voneinander und vom Rest trennen lassen müssten, FF3 und FF4 von diesen verschieden, aber untereinander sehr ähnlich sein dürften. Aus den Untersuchungen von Zempel (1960) wissen wir, dass die Wertstufe 6 Pfg. auf allen bekannten Papieren gedruckt wurde. Diese unterschiedlichen Papiere spielen auch beim visuellen Erscheinungsbild der Marken eine große Rolle, sodass deutlich mehr unterschiedliche „Farben“ auftreten als es die 4 großen Gruppen erwarten lassen. Siehe Tab. 2 und Abb.13. Vergleicht man die Ergebnisse in Tabelle 2 mit der Aufstellung von Zempel (1960), wird deutlich, dass FF1 mit Wz. 3 auf ca. 10 verschiedenen Papieren gedruckt wurde und zusätzlich noch in 4 Auflagen mit. Wz. 2, beginnend mit mittleren p2 entsprechend d nach Zempel. Diese Vielfalt der Papiere bewirkt eine recht bunte Vielfalt von visuellen Ergebnissen bei dieser Forschungsfarbe.

FF1 läßt sich gut erkennen, wenn man Marken mit Wz. 2 (MiNr. 328) zuhilfe nimmt. Der Grundton ist derselbe, auch wenn die Farbe auf frühen Papieren mehr ins Violett tendiert.

FF2 läßt sich durch einen Grauton charakterisieren. Aber auch hier sind viele Papiere zu erkennen, von frühen p1 bis zu ersten p3.

FF3 ist das Chamäleon der Wertstufe mit tief purpurfarbenen Varianten auf p1 und einem sehr breiten Helligkeits-Spektrum von den dunkelsten bis zu den hellsten Tönen. Eine Variante auf einem sehr hell strahlenden Papier p2 hat zur Abtrennung als Katalogvariante 213b geführt, die bei ausreichendem Vergleichsmaterial visuell gut abtrennbar ist. Ein Problem stellen bei dieser Katalognummer Fehlprüfungen dar, die FF1 entsprechen und für ungültig erklärt werden sollten.

FF4 ähnelt im Grundton FF3, ist aber visuell sauber trennbar und selten.

FF6 ist wegen seiner stark abweichenden Farbe schon von Zempel beschrieben worden und bisher nur in wenigen Exemplaren bekannt. Es ist allerdings nicht so, dass alle „fliederfarbenen“ zu dieser Forschungsfarbe gehören. Ähnliche helle Ausreißer gibt es auch bei FF2 und es ist nicht sicher, was Zempel mit der fliederfarbenen gemeint haben könnte..

FF7 ist eine auf einem sehr frühen Papier p1 gedruckte Auflage mit einem eigenen Blauton, der visuell eigenständig ist.

FF8 ähnelt visuell stark FF4 und ist nach jetzigem Kenntnisstand nicht visuell trennbar.

FF9 ist bisher ein Einzelfund. Farblich völlig separater bräunlicher Ton.

UV- Prüfung: FF1, FF2 und FF4 sind unter UV unauffällig, zu FF1 auf Papier v siehe unter MiNr. 328. FF3 erscheint in verschiedenen Rosa-Tönen, die von kaum vorhanden bis intensiv hellrosa in allen Abstufungen vorhanden sind und von den Papierfarben unter UV stark überlagert werden.

Häufigkeitsverteilung gestempelt/postfrisch: Wie auch bei anderen Wertstufen beobachtet, sind die Marken aus der ersten Auflage in größter Stückzahl in die Alben der Sammler gewandert und dadurch ungestempelt erhalten geblieben. Von FF3 sind % ungestempelt.

Bisherige Katalogisierung: Seit 2003 ist MiNr. 213b katalogisiert. Eigentlich eine klar erkennbare Variante von FF3 auf p2, um so verwunderlicher ist es, dass es auch hier zu Fehlprüfungen gekommen ist. Ein Teil der als b geprüften Marken von Paul BPP gehört zu FF1 und hat nichts mit der b-Farbe zu tun, nicht einmal mit der richtigen Forschungsfarbe. Wie konnte es dazu kommen? Nachdem eine Stichprobe von Bernhöft (vergleiche Tabelle 5) vermessen und die Katalogisierung von MiNr. 213b empfohlen wurde, sind die Marken der neuen Farben visuell von allen Prüfern begutachtet worden. Als es dann zur Prüfung kam, waren aber die Vergleichsstücke der Prüfer Paul und Mayer keine ausgemessenen und von Bernhöft bestimmten Stücke, sondern auf visuelle Ähnlichkeit hin aus dem eigenen Bestand herausgesuchte Marken.

Im Protokoll der Arbeitsbesprechung der DDR-Prüfer vom 20. August 2004 heißt es dazu: „ 6 Pf.: b-Farbe lässt sich auch unter UV (unterschiedliche Rot-Töne, sonst schwarz) bestätigen, auch Variante mit etwas gelblicherem Papier.

Mögliche zukünftige Katalogisierung: Nach visueller Prüfung der Farbgruppe herrschte Einigkeit über die Katalogfähigkeit von FF7 (evtl. MiNr. 213c). Die Fliederfarbenen sollten als Fehlfarbe unter Abarten katalogisiert werden (213 F1). Eine Aufnahme unter einer normalen Katalognummer würde zu unverantwortbaren Preisexzessen führen. FF9 liegt bisher nur als Einzelmarke vor und ist damit nicht bestätigt (ggf. 213 F2).

Parallel zu anderen Wertstufen könnten die auf p3 gedruckten Marken von FF1 als ab-Variante katalogisert werden, da sie wie alle späten Auflagen postfrisch selten sind.

Gestempelt häufig vorkommende Varianten wie FF2 und FF4 sollten entweder im Katalog nur erwähnt oder mit niedrigen Preisansätzen als 213d und e aufgenommen werden, wobei die Preisgestaltung für postfrische FF4 schwierig sein dürfte.

Kommentar 1 Kn

213: FF 3, FF 8 und FF 4 können visuell zu einer Farbe zusammengefasst werden, da ohne Zusammenfassung dieser Gruppen visuelle Unterscheidung z. T. schwierig bis nicht möglich.

FF 1, FF 7 und FF 9 untereinander und zu den restlichen Farben visuell gut abtrennbar, wobei FF 7 gegenüber allen anderen Farben nicht rotstichig ist (sehr bemerkenswert!).

Kommentar 2 Sc

A Ja

B Ja, mit der gen. Einschränkung FF4 bzw. FF8 und FF9 (die letztere halte ich für ausge- oder verwaschen)

C Wie vorgeschlagen a, FF1 P3 evtl. ab, b, c und 213F1 für fliederfarbene

D Keine

Kommentar 3 Th

6 Pf: FF3 quarzt deutlich rotlila, FF1 zeigt visuell ein besonders breites Spektrum, FF9 habe ich auch in meinen Beständen nicht gefunden

Gibt es keine FF 5 ?

Kommentar 4 Po

A ok

B Ja, gut im Text beschrieben

C 213C = FF7

Keine Aufnahme der fliederfarbenen Version.

213D = FF4 Preisvorschlag ca. 40 Euro

D keine

Kommentar 5 Pa

A ja

B ja

C die Vorschläge werden unterstützt


Am 2.5.2008 fand die abschließende Sitzung statt, im Protokoll liest sich der Beschluss so:

MiNr. 213 :

213a FF1 p2, FF2, FF3 p1, FF4, FF8

213b FF3 p2 (strahlend weißes Papier, visuell trennbar von FF3 p1)

213bb (neu) FF7

213ab (neu) FF1 p3. (zur Entscheidung durch BPP): wäre Ersatz für w-Papier, postfrisch selten. Die Prüfer sollen sich abstimmen.

FF4 und FF8 sind visuell nicht trennbar und bleiben 213a

FF6 und FF9 sind nicht ausreichend belegt für Katalogisierung (zu wenige Marken)

Danach wurde die Arbeit der Farbgruppe für beendet erklärt.


Die von mir vermessenen Marken gingen zu Joachim Bernhöft, aus dessen Protokoll ich zititere:

Vorgesehene Katalogfarbe ab

1 3 Farbmischung wie in a, halte ich für teilweise für schwierig zu trennen. Weiter dürfte es schwierig sein dem Sammler diese Mischung als Farbe zu verkaufen. Da müßte im Katalog stehen: ab Farbe lilablaßblaugestreift (Töne) (nur Papier 3), aber ob’s das wirklich bringt? Kann ich nicht empfehlen, Gebt den Kram nach a und macht einen Papierunterschied (siehe auch Anmerkung bei 60 Pfennig.

Fazit: b und c in der vorgesehenen Form trennbar, bei ab bin ich davon nicht überzeugt.


Nach Fertigstellung des Protokolls von Joachim Bernhöft hätte aus Sicht der Farbgruppe eine Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse mit den anderen Prüfern erfolgen müssen. Weil Siegfried Paul darauf beharrte, eine eigene Katalogisierung beim BPP einzureichen, trennten sich hier unsere Wege. Siegfried Paul legte daraufhin auch einen ersten Katalogisierungsvorschlag vor und verschickte ihn an seinen Kollegen Schönherr, Bernhöft und die Verbandsprüfstelle. Ich lud daraufhin die anderen BPPs (Schönherr und Mayer) zu mir ein und diskutierte mit ihnen am 14.08.2009 die bisherigen Forschungsergebnisse. Anwesend von der Farbgruppe war Peter Schultz.


aus dem Protokoll der Beratung:

Grundzüge der Überarbeitung:

Papiere: Eine getrennte Katalogisierung verschiedener Papiervarianten, wie im Vorschlag vom 29.07. 2009 ist nicht konsensfähig. Von den beiden Prüfern wird als Argument angeführt, dass eine sichere Abgrenzung weder bei postfrischen Marken noch auf Brief möglich ist und eine so unsichere Trennlinie keine Vorteile bringt. In einem zukünftigen Fachbuch wäre eine Unterscheidung sinnvoll, aber nicht im Katalog. Bei einigen Katalogvarianten als Ausschusskriterium zur Absicherung. (...)

Typenunterschiede: Die kürzlich in der Bogenforschung der 25-Pfg.-Marke nachgewiesenen Typenunterschiede des weißen Rahmens wurden diskutiert und als eine weitere Möglichkeit für die Trennung von Auflagen und damit evtl. auch zur Unterscheidbarkeit von Katalogvarianten für überlegenswert erachtet. Bei einigen Wertstufen könnte hiermit eine Abtrennung von bisher nur durch spätere Papiere unterscheidbare spätere Auflagen erfolgen. Muss weiter untersucht werden.

2 Typen unterscheidbar anhand der Breite der Umrandung: Type I eng, Type II weit. Damit ergeben sich zusätzliche Unterscheidungshilfen bei folgenden Wertstufen: 2, 6, 8 20, und 25 Pfg.

MiNr. 213 :

213a FF1 p2, FF2, FF3 p1, FF4, FF8 (alle Type I) und FF1 p3 (Type II)

213b FF3 p2 (strahlend weißes Papier, visuell trennbar von FF3 p1) (Type I), aber auch leuchtend violettblau auf p1 (untere 2 Reihen der Bernhöft vorgelegten Steckung).

Aufgabe: Kontrollieren, ob diese Variante durch Kurvenverlauf abgrenzbar wird!

213c (neu) FF7 (Type I). Der in der Beratung am 23.05. 2009 vorgelegte Vorschlag für Katalognummer bb wird nicht befürwortet, weil es sich nicht um eine Variante von 213b handelt, sondern um eine neue Farbe, auch wenn es hier Fehlprüfungen als 213b und by gibt.

FF6 und FF9 wurden nicht vorgelegt bzw. diskutiert.


Ich denke, bis hierher reichen die Protokolle (es gibt ca. 10 weitere Varianten), ab jetzt reichen Zusammenfassungen. Die aus dieser Beratung resultierende Katalogisierung wurde nach Abschluss einige noch notwendiger Arebiten durch Jörg Schönherr beim BPP eingereicht. Dort reagierte man verwundert über die Uneinheitlichkeit der Vorschläge und forderte Nachbesserungen und Kommentare. Bis zu dieser Stelle ging es nur um die Stellung von FF3. Dass FF7 extra gehen muss, war immer Konsens. Streitpunkt blieb, ob man eine Abtrennung der UV- / und Papiervariante will und kann. In einem Kommentar von Siegfried Paul, auffindbar in einem Brief an Dr. Penning am 22.07.2010 heißt es dazu: "Hier wird aus der alten Katalogisierung weiterhin aus einer Forschungsfarbe (FF 3) ein Farbeindruck auf einem bestimmten Papier übernommen und zu einer Farbe erklärt. Effekt, eine „seltene Farbe“. Der große Rest wird in „a“ vergraben. Vorschlag: Die FF 3 im Ganzen könnte die „ba“ bilden."

Im durch Siegfried Paul beim BPP eingereichten Katalogisierungsvorschlag taucht auch erstmals FF4 als 213aa auf. Auf Nachfrage, warum diese Variante getrennt katalogisiert werden soll, nannte er meine Ausführungen im oben zitierten Protokoll, sie wäre ja postfrisch selten. Dem konnte ich zustimmen. Farbname: rötlichviolett. FF7 sollte bläulichviolett werden.

Im durch Paul eingereichten Katalogisierungsvorschlag tauchten auch zwei Fehlfarben und ein Fehlpapier auf (die Fliederfarbene und eine schwarzviolette FF1 sowie das bisher nicht nachgewiesene und nur aus der Literatur bekannte m-Papier sollten unter Abarten aufgenommen werden ohne Preis).

Der Stand im Herbst 2010 war also: a=FF1 und 2; aa=FF4 rötlichviolett; ba=FF3; bb=FF7 blauviolett. Diese Version ist im Buch abgedruckt. Und zu den Fehlfarbe wird dort auch Stellung bezogen.

Dann warteten alls auf die Neuwahl des BPP-Präsidenten im Mai 2011.

Im Herbst 2011 fand dann das Konsenstreffen in München zwischen dem neuen BPP-Präsidenten Geigle, Schönherr und Paul statt. Es gab im Vorhinein klare Richtlinien: Keine Papiere, keine Doppelbuchstaben mehr, keine unnötige Überspezialisierung. Viele unserer Gedanken aus dem Jahre 2007 wurden übernommen. In diesem Sinne ist der Kompromiss gefallen. Auf dem Treffen der FG Köpfe/Pieck im Oktober 2011 betonte Herr Paul, dass einheitlich gesteckte Prüfkarten angefertigt werden und deren Inhalt auf CD gebrannt wird, damit beide BPPs identisch prüfen. Der genaue Inhalt und die genauen Grenzen sind Prüferwissen des BPP. Er wollte weder Auskunft über den Inhalt des Kompromisses noch über die Grenzen der Farben geben. Inzwischen gibt es ja schließlich zwei Prüferverbände. Auch eine Abstimmung mit Jörg Schönherr zu den Grenzen ihrer Farben erscheint nicht aussichtsreich. Ich habe im vorigen Jahr zwar alle seine Steckkarten nachgemessen und einige Korrekturen vorgenommen, aber wie die Grenzen jetzt gezogen werden, wird offensichtlich ein Geheminis der BPP-Prüfer bleiben. Wir können die Grenzen aber sicherer machen, und das tun wir vielleicht besser ohne die beiden BPPs.

Das Problem an diesen gesteckten Karten ist folgendes: Ich habe es selbst erlebt, dass Joachim Bernhöft die vorher nach Kurven sortierten Marken visuell umsortiert hat. Nach dem Motto: Wenn wir die hierhin stecken, sieht man es besser. Dann bekommen wir eine deutlichere Grenze. Das Problem ist, dass man damit die Farbreihe ad absurdum führt. Andere Eigenschaften, die die FF unterscheiden, wie unterschiedliche UV-Farben und abweichendes Aussehen bei anderen Lichtverhältnissen etc. werden damit durcheinander gemischt. Und anhand solcher durch die Prüfer und/oder andere manipulierter Karten prüft man im BPP. Ich kann diese Aussage anhand verschiedener Beispiele belegen. Meine Vorlagekarten mit durchnummerierten Marken, die bei Bernhöft waren und seine Kommentare mit den Grenzziehungen liegen unverändert vor.

Es ist meine Erfahrung nach einigen Zehntausend Messungen und dem visuellen Agbleich der damit erzielten Ergebnisse, dass nur die nach Kurven sauber getrennten Marken wirklich funktionieren. Damit sind wir in der (inzwischen Forschungsbeirat genannten) Farbgruppe im Konsens. Das Schönen der hellen oder dunklen Enden von Farbreihen und das Zuordnen von Papiervarianten in andere Töpfe ist eine Ursache uneinheitlicher Prüfung. Nur wenn man die Kurve als Referenz hat und im Zweifelsfall nachmessen kann, ist die Prüfung wirklich sicher. Alle Prüfer der Köpfeserie im vp verfügen über die technischen Voraussetzungen und haben Erfahrungen mit dem Umgang mit der Technik. Die Prüfer im BPP lehnen nicht nur die Anwendung von Technik zur Absicherung und Vereinfachung der Prüfung ab, sondern bezweifeln auch noch öffentlich die Aussagekraft von Kurven.

Die BPP-Katalogiserung wird jeder im neuen Michel nachlesen können. Aus dem, was ich erfahren konnte, findet eine Zusammenlegung aller Varianten von FF3 zu 213b statt, so, wie es Paul im Schreiben an Dr. Penning vorgeschlagen hatte. Und FF4 und FF7 werden als 213c zusammengefasst. Damit bleibt die Zahl der Katalogvarianten überschaubar klein, was sicher das Ziel von Christian Geigle war. So weit so gut. Wären da nicht einige Pferdefüße.

Ich sehe in dieser Zusammenfassung eine völlige Verwässerung von 213b (der Farbname ist schwärzlichviolett ohne Bezug auf eine UV-Farbe). Eine Marke, die bisher 30 bis 50 Euro Netto kostete, wird dadurch um 1:10 verwässert. Das wird erst durch die von uns vorgelegte Katalogisierung wieder behoben. Auch unsere Varianten heißen alle b, aber mit dem Zusatz a für die häufigere Variante auf ungebleichtem Papier und nur geringem UV-Umschlag. Den Zusatz b bekommt die aus Sicht der meisten Sammler und Prüfer immer schon mit b gemeinte Variante auf weißem Papier. Sie läßt sich zusätzlich noch durch den sehr homogenen UV-Ton (Rosa) abgrenzen. Anhand der Kurve ist zwischen beiden keine Trennung möglich, sie haben einen identischen Verlauf. 213bb ist also identisch mit der alten und seltenen 213b. Und damit bleibt der Wert der Marke erhalten.

Bei 213c ist eine Zusammenlegung von FF4 und FF7 erfolgt (der Farbname ist rötlich- bis bläulichviolett). Wir definieren die Farben einzeln, FF4 als ca und FF7 als cb. 213ca ist gestempelt ähnlich häufig wie 213ba. Postfrisch sind mir geringe Mengen bekannt, ich kenne hier keine Bogenware, aber sie ist trotzdem keine Rarität. Anders FF7. Hier gibt es mindestens 10 bekannte postfrische Bögen (die inzwischen meist aufgeteilt sind) und sie ist gestempelt in weniger als 10 Exemplaren bekannt. Eine Zusammenlegung zu 213c kann man sicher machen, aber sie wird den unterschiedlichen Häufigkeiten nicht gerecht. Und wer soll für so unsichere Sachen Geld bezahlen? An dieser Stelle noch eine Bemerkung zu Altsignaturen: Altprüfungen 213b sollten neu vorgelegt werden (Ausnahme: die Prüfungen von Jörg Schönherr, dessen Prüfkarte war aus meiner Sicht ganz strikt nach der UV-Farbe gesteckt ohne Ausreißer).

Mit der im vp intensiv diskutierten und jetzt getroffenen Entscheidung hoffen wir, den ehrlichsten Weg für die Sammler gefunden zu haben. Und ich denke, dass sich diese Sichtweise irgendwann auch einmal durchsetzt. Alles andere ist mutwillige Geldvernichtung. Wer als Prüfkunde dennoch nur b oder c haben will, kann die Signatur bei jedem BPP- oder vp-Prüfer bekommen. Ich sage allerdings einen deutlichen Preisrutsch bei beiden Varianten mit BPP-Signatur voraus.


Zum Abschluss noch einmal ein Vergleich zweier Farben anhand der Kurven: und der Wolken in Lh-Darstellung: Schwarz ist FF7 (213cb, blauviolett); orange und lila FF4 (213ca, rötlichviolett). Die Zahl der Kreuzchen in der Wolke entspricht der Zahl der gemessenen Marken. FF4= 437, FF7= 39 Stück, Gesamtzahl bei 6 Pf: 4015 Messungen.